Wildes Wolnzach Wissen: Brauchtum Kräuterbuschen binden

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Brauchtum Kräuterbuschen binden

15. August – Mariä Himmelfahrt

Kräuterbuschen, gebunden aus 21 verschiedenen Kräutern

 

In einigen Tagen ist es wieder so weit. Zum Fest Mariä Himmelfahrt, am 15. August, werden vielerorts einem alten Brauch zufolge Kräuterbuschen gebunden. Katholiken lassen diesen dann beim Gottesdienst segnen.

Historische Hintergründe unserer keltischen Vorfahren zu wertvollem Brauchtum:

Der Brauch des Kräuterbuschen-Bindens, geht weit zurück bis zu unseren keltischen und germanischen Vorfahren. Die Kelten feierten alljährlich „Lugnasad“. Das bedeutet die Hochzeit des Sonnengottes mit Göttin Erde. Dabei weihten sie Kräuter um die Gesundheit zu erhalten.

Unsere Vorfahren kannten wie Wirkung der Kräuter und sammelten diese in der besten Zeit des Jahres, zur Blüte der Pflanzen und bei starker Sonneneinwirkung. Im Rhythmus und Einklang mit der Natur lebend, nutzten sie den Reichtum der heimischen Flora das Jahr über und getrocknet als Vorsorge für den Winter. Sie mussten sich auf ihr Gefühl und auf ihre Erfahrung verlassen. Wissenschaftliche Nachweise über Inhaltsstoffe und Auswirkungen gab es nicht. Sie handelten ihren Erfahrungen und dem Volksglauben nach. Respekt, Achtung vor der Natur und Ehrfurcht vor den „magischen Kräften“ der Kräuter ließen sie tätig werden. So wurde ein Buschen gebunden, der sowohl im Stall als auch im Wohnhaus im Gebälk seinen Platz fand. Den Winter über mischten sie getrocknete Kräuter ins Viehfutter genauso wie sie diese bei Bedarf für die Familie zur Tee- und Umschlagbereitung und zum Verräuchern als Desinfektion verwendeten. – Der Stall hatte zu dieser Zeit eine vorrangige Bedeutung. Deshalb die Aufzählung in dieser Reihenfolge! – Kräuter legte man unters Kopfkissen für ruhigen Schlaf oder zur Erhaltung des Eheglücks. Im Feuer verräuchert, galten Kräuter als Schutz vor Gewitter oder halfen Krankheiten von Haus und Hof fernzuhalten.

Die Definition der Katholischen Kirche:

Katholiken haben die Kräuter der Gottesmutter geweiht. Sie werden Marienkräuter genannt, weil ihre Blütezeit genau in den Zeitraum um Mariä Himmelfahrt fällt. Marienkräuter gibt es aber auch noch andere, die die Reinheit, die Anmut und die Demut Mariens zum Ausdruck bringen sollen. Am 15. August, zur Blütezeit vieler Kräuter, feiert die katholische Kirche das Fest Mariä Himmelfahrt.

„Das ganzheitliche, leibliche als auch das geistliche „Heilsein“ im Glauben, das in der Einheit des Menschen mit Gott in Erfüllung geht“, so Pfarrer Dr. Franz Jung aus Speyer, „wird mit dem Kräuterbuschen dargestellt. So wie Maria zur Vollendung gelangt ist, hoffen wir Christen, dass auch für uns der Tod nicht das Ende, sondern der Beginn der Vollendung wird.“ Einer Legende nach fand man nach einigen Tagen im Grab Mariens nicht mehr den Leichnam vor, sondern konnte sich am Duft vieler Kräuter erquicken. Auch heute wird der gesegnete Kräuterbuschen getrocknet und kann für Mensch und Vieh als Heilkraut verwendet werden.

von 7 – 99  „Christliche Zahlen“ an Kräutern im Buschen:

Je nach Kulturen, Konfessionen oder Pflanzenvorkommen wurde eine bestimmte Anzahl verschiedener Kräuter für den Buschen gesammelt. Es gab den Johannisbuschen zum 25. Juni mit nur sieben Kräutern. Die Zahl sieben deutet auf die Schöpfungstage hin. Dagegen neun an dreimal drei für die heilige Dreifaltigkeit. Zwölf für die zwölf Apostel usw. mancherorts sammelte man für den Buschen gar 99 verschiedene Heilkräuter und verehrte damit 11 x die Dreifaltigkeit.

Im Mittelpunkt die Königskerze:

Den Mittelpunkt des Straußes nimmt die Königskerze, auch Fackelblume genannt, ein. Ihre Blüten haben ein ausgewogenes Verhältnis an Schleim- und Bitterstoffen sowie an Saponinen, mit auswurffördernder Wirkung. Heute ist die Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen und die gelben Blüten finden Anwendung bei Katarrhen der oberen Atemwege. Ein kostbares Heilkraut. Die Blüten haben kaum Gewicht und die Ernte ist mühsam. Verräuchert spendet die Königskerze Harmonie und Einklang. Ärger löst sich gewissermaßen in Rauch auf. Hildegard von Bingen nennt sie das „Kraut gegen ein trauriges Herz“. Der Name Fackelblume oder Kerzenkraut stammt aus der Zeit, als es noch kein elektrisches Licht gab. Die Blütenstände wurden abgeschnitten, kopfüber in Pech oder Harz getaucht und als Fackel abgebrannt.

Ein „ganzheitlicher“ Strauß für Körper, Geist und Seele:

Viele weitere Wild- und Gartenkräuter können einen Kräuterbuschen zieren.

Von der Schafgarbe, als blutstillendes, krampflösendes und magenfreundliche Kraut bekannt, über das ermutigende Eisenkraut, das Johanniskraut als „Sonnenschein für die Seele“. Schleimlösende Malve, entzündungshemmender Gundermann, die blasenstärkende kanadische Goldrute, aber auch das an Kieselsäure reiche Zinnkraut für Niere, Haut und Nägel sind möglich. Der beruhigende Hopfen sollte in der Hallertau nicht fehlen. Unbedingt sollte die für die Liebe stehende Rose mit ihrem zarten Duft oder der wohlriechende gewöhnliche Beifuß, der die Konzentration fördert, müde Beine belegt und zur Anregung der Gallentätigkeit beiträgt, der immunstärkende Sonnenhut und der verdauungsunterstützende Oregano (wilder Dost), bei den Kindern als „Pizzakraut“ bekannt, den Kräuterbuschen zieren.

Ein bedeutender sinnvoller Brauch, egal aus welchen Beweggründen!

Ob man nun dem Brauch aus keltischer oder christlicher Sicht folgt, ist jedem freigestellt. Tatsache ist, dass unsere heimischen heilsamen Kräuter, um diese Zeit geerntet, eine hohe Wirkungskraft aufweisen, die wir uns zu Nutze machen können. Ein schöner, sinnvoller Brauch der es wert ist gepflegt zu werden, wie ich meine.

Aus Respekt vor der Natur und aus Achtung zum eigenen Schutz:

Bitte mit Bedacht sammeln. Aus Respekt vor der Natur nur einzelne Stiele entnehmen, damit sie sich wieder regenerieren kann. Aus Achtung und Vorsicht für unsere Gesundheit: Um die Kräuter auch verwenden zu können, sollte nicht von Straßenrändern, neben mit Pestizid behandelten Äckern und Hopfengärten oder auf „Hunde-Gassi-Wegen“ geerntet werden.

Das oberste Gebot bei allem Eifer nicht vergessen:

Nur die Pflanzen verwenden, die du 100 %ig erkennt!

Kräuterbuschen, gebunden aus 24 Wildkräutern

Viel Freude beim Kräuterbuschen-Binden wünscht Eure

1 Antwort

  1. Frey Sonja sagt:

    Vielen Dank für diesen informativen Beitrag mit so viel Hintergrundinformation

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